Baum des Jahres 2016 - die Winter-Linde

Und da sah ich mein Lieb unterm Lindenbaum stehn,
war so klar wie der Himmel, wie die Erde so schön.
Und wir küßten uns beid’ und wir sangen vor Lust,
und da hab ich gewußt wohin mit der Freud.“

Beginn des Liedes „Jugend und Liebe“ (Robert Reinick, 1850)

Die enge Verbindung von Mensch und Linde wird in vielen Städtenamen deutlich (Lindau, Leipzig, Linz…) und auch heute ist die Winter-Linde durch ihre Genügsamkeit und Robustheit ein häufig anzutreffender Stadtbaum !

Baumportrait der Winter-Linde

Ihr liebliches Wesen trägt die Linde bereits im Namen und zeigt es auch durch die in Krone und Blättern zum Vorschein tretende Herzform sowie ihrem betörenden Blütenduft. Kein Wunder, dass sie schon unseren Vorfahren als Baum der Liebenden und als Verkörperung der Großen Göttin galt!

Als diese hatten Linden auch eine wichtige Bedeutung für Frieden und Heilung, was wir auch heute noch in einem wohltuenden Lindenblütentee nachspüren können, am besten mit Lindenblütenhonig gesüßt…

Oder aber unter einer schattenspenden Dorflinde, die vielerorts jahrhundertelang als Lebensmittelpunkt Verbindungen schaffte – als Treffpunkt, zum Heiraten und auch zum Fällen von gelinden Urteilen.

In diesen Eigenschaften wurden die beiden heimischen Lindenarten nicht unterschieden, jedoch blüht die Winter-Linde etwa zwei Wochen später als die Sommer-Linde und ist damit im Juli eine besonders wertvolle Nekarquelle für die Insektenwelt!

Von Bienen und Blüten  Ein blühender Lindenbaum ist nicht nur an seinem typischen süßen Duft, sondern auch am lauten Summen seiner Blütenbesucher zu erkennen. Dabei ist es ein trauriges Bild, wenn man auf dem Boden viele tote oder sterbende Bienen und Hummeln findet. Eine zeitlang dachte man daher, dass der Nektar für sie giftig sein könnte – bis sich herausstellte, dass er ihnen eher hilft sich wieder zu erholen! Da gerade die Winter-Linde als spätblühender Baum zu einer Zeit reichlich Nektar anbietet, in der das Angebot knapp wird, zieht sie von weit her hungrige Insekten wie magisch an. Darunter sind auch viele schon sehr geschwächte Tiere, die in unserer blütenarmen Landschaft nicht genug Nahrung gefunden haben und mit letzter Kraft bei der Linde ankommen – manchmal leider zu spät. Ein Hilferuf für mehr Blütenfülle, gerade auch zum richtigen Zeitpunkt!

Aus dem reißfesten Rindenbast von Linden wurden früher Schnüre, Taschen und Kleidung hergestellt! Das weiche und nicht splitternde Holz ist dagegen bestes Schnitzholz für Krippenfiguren und Holzspielzeug.

Botschaft der Winter-Linde

Die Liebe ist die Kraft, die alles Lebendige durchströmt. Lasst uns in einer Welt, die an Lebendigkeit verliert, wieder mehr Liebe wagen – zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zu allen Wundern des Lebens, groß und klein!

NAME: Winter-Linde (Tilia cordata)

HERKUNFT: in ganz Europa bis auf äußersten Norden

ALTER: bis ca. 1000 Jahre

HABITUS: Sommergrüner Baum mit herzförmig gewölbter Krone; bis 30m Höhe

KENNZEICHEN: graue, zunächst glatte Rinde, im Alter netzförmige Borke; herzförmige, oberseitig glatte, dunkelgrüne Blätter mit fein gesägtem Rand, unterseitig in den Nervenwinkeln rotbraun-bärtig; zu 5-12 hängende gelb-grüne, honigduftende Blüten; gestielte runde Früchte mit auffälligem Tragblatt, glatt und zerdrückbar

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Der »Weg der Bäume« ist ein Projekt der Ebertheimer Bildungsinitiative e.V. in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ebertsheim-Rodenbach und des Vereins für Natur- und Vogelschutz Ebertsheim e.V.

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